Eine wichtige Entscheidung in meinem Leben

Auf dieser Seite kann der interessierte Leser etwas mehr zu meiner Person erfahren. ...

Die ersten Jahre

Ich wurde im Jahr 1966, dem Jahr als England das letzte mal Fußballweltmeister wurde, als vierter von fünf Kindern in eine Musikerfamilie hineingeboren. Als ich sieben war, sind wir nach Ottersberg bei Bremen gezogen. In diesem 'Anthroposophennest' habe auch ich für ein paar Jahre die örtliche Waldorfschule besucht. Das verleitet mich aber nicht dazu, an dieser Stelle auf die Fürs und Widers dieser Schulform und den Entschluss, meinen eigenen Nachwuchs nicht auf eine solche Schule zu schicken, einzugehen. Mitte der sechsten Klasse bin ich (wurde ich) auf die Orientierungsstufe gewechselt, was dann nach einem halben Jahr nahtlos in die Realschule überging.

Gibt es etwas Übermenschliches?

Mit 15 Jahren begann ich mich mit Fragen nach Übermenschlichem zu beschäftigen. Bestehen die theistischen Religionen nur auf einer Missinterpretation von Naturereignissen, oder gab und gibt es etwas, dass unser Wesen bei weitem übersteigt? Ich erinnere mich an stundenlange Diskussionen zu späten Nachtstunden, die zu recht unterschiedlichen Ergebnissen führten. In der Zeit habe ich eine interessante Erfahrung gemacht. Eines Abends in den Sommerferien habe ich für mich folgenden Gedanken ausgesprochen: Wenn es soetwas wie einen Gott gibt, so bitte ich ihn, dass ich jemanden treffe, mit dem ich mehr über diese Dinge sprechen kann. Noch in den selben Ferien kam ein ehemaliger Mitbewohner zu Besuch, der ein Theologiestudium begonnen hatte. Wir haben lange zusammengesessen und viele Fragen diskutiert.

Kontakt zu Christen, aber Distanz zu ihrem Glauben

Im zarten Alter von 16 habe ich dann mein Zuhause verlassen, um in Hamburg eine Ausbildung zum Elektroniker zu beginnen. Ich war im ersten Jahr bei einer Familie untergebracht, über die ich Kontakt zu einem Jugendkreis einer Kirchengemeinde bekam. Ich muss gestehen, dass es nicht zuletzt die Jugendlichen weiblichen Geschlechts in dieser Gruppe waren (an meinem Arbeitsplatz gab es nur wenige), die mich zu einer regelmäßigen Teilnahme an dieser Gruppe brachten. Ich genoss die Atmosphäre und entstehende Freundschaften, distanzierte mich aber innerlich von der Art des Glaubens, der in dieser Gruppe gelebt wurde.

Die Frage nach der Wahrheit

In dieser Zeit meines ersten Lehrjahres beschäftigte ich mich zwangsläufig weiter mit den Fragen nach dem Übermenschlichen und war auf der Suche nach absoluten Wahrheiten. Gibt es diese überhaupt? Werden Wahrheiten nicht durch die Gesellschaft geprägt und sind von daher variabel? Ist es sogar so, dass jeder seine individuelle Wahrheit finden muss? Andererseits kann man beobachten, das in einer Gesellschaft ohne absolute Regeln alles drunter und drüber geht. Und dann gibt es den inneren Schrei nach absoluten Werten, der auch in mir vorhanden war. Zu diesen Fragen kam ein neuer Gedanke:

Die Wahrheit erfahren

Es ist möglich, eine Wahrheit zu erfahren, ohne sie vollständig zu verstehen. Man kann zweifellos den köstlichen Geschmack eines Apfels der Sorte Cox Orange erfahren, ohne zu verstehen, wie es chemisch zu dem Genuss im Gaumen kam. Ich muss den Apfel einfach nur probieren. Es ist sogar so, dass ich selbst als begabter Chemiker den Geschmack über meinen Verstand nicht, oder nur sehr eingeschränkt, erfassen könnte. Ich muss irgendwann das Wagnis eingehen, und den Apfel probieren. Zum vollen Genuss kommt es, wenn Geschmack und Sinne sich ergänzen.

Der Sprung ins Wasser

Mit siebzehn habe ich dann einen Schritt gewagt, den ich bis heute nicht bereut habe. Bei einer Veranstaltung habe ich entschieden, Gott als meinen Gott zu akzeptieren. Um in dem Bild zu bleiben, ich habe es gewagt, den Cox-Orange-Apfel zu probieren. Und ich kann sagen, er schmeckt sehr gut! Von diesem Tag an habe ich angefangen, eine Beziehung zu diesem unsichtbaren Gott aufzubauen. Dabei habe ich oft festgestellt, dass ich nur einen kleinen Schritt auf Gott zu gemacht habe, er aber bereits einen riesigen Weg zu mir hin zurückgelegt hat. Er ist an einer Beziehung mit mir interessiert!

Mein Leben nach der Entscheidung

Ich will nun nicht behaupten, dass nach diesem Tag alles anders wurde. Aber es hat sich doch einiges geändert. Dadurch, dass ich in einer Beziehung mit Gott lebe, kann ich das geschriebene Wort (die Bibel) ganz anders verstehen. Es ist so, als ob man den Autor eines Buches persönlich kennt, wodurch der geschriebene Text eine viel lebendigere Bedeutung bekommt. Eine weitere Änderung war, dass mein Gewissen geschärft wurde. Das wirkte und wirkt sich positiv auf meine Freundschaften und später auf meine Partnerschaft und jetzt Ehe aus. Ich bin sensibler für Ungerechtigkeiten geworden. Andere, frühere Werte haben sich relativiert. Zum Beispiel bin ich immer noch davon überzeugt, dass wir gut ohne Atomenergie auskommen können, aber die Abneigung gegen diese Technik nimmt nicht mehr so viel Raum in meinem Leben ein, und im Gespräch sehe ich immer die Menschen dahinter. Insgesamt ist mein Leben nicht problemlos geworden, aber die Art der Probleme hat sich geändert, und ich weiß, wohin ich damit gehe.

Leben in Gemeinschaft

Mit meiner Entscheidung Christ zu werden, bin ich Teil der riesigen Menge an Christen weltweit geworden. Nun ist es als Christ wichtig, auch mit anderen Christen Gemeinschaft zu pflegen. Ich selbst bin Mitglied einer Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde in Ellerau, aber die Konfession spielt nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass man dort andere Christen findet, die ernsthaft ihren Weg im Glauben gehen wollen. In der Bibel ist vom 'allgemeinem Priestertum' die Rede. Nicht nur der Pastor tritt mit Gott in Kontakt, sondern Gott möchte mit jedem Gemeinschaft haben. Es ist gut zusammen in der Bibel zu lesen, darüber auszutauschen, und nach Wegen zur Umsetzung zu suchen. Einen guten Überblick zum christlichen Glauben habe ich auch im Alpha-Kurs gefunden. Hier werden die Grundlagen übersichtlich und unaufdringlich erläutert.

Schlussbemerkung

Bei meiner hier beschriebenen Entscheidung geht es um mehr als die Frage, was ich am Sonntagmorgen mache. Es geht um mich als ganze Person, und ich lasse mich bewusst von dieser Entscheidung prägen. Ich wäre heute in vielen Bereichen meines Lebens anders, wenn ich damals nicht diesen Schritt gegangen wäre. Auch wenn ich natürlich auch mal Zweifel habe, die auch zulasse, bereue ich diese Entscheidung bis heute nicht.
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